Schneeflöckchen Rastalöckchen

Ich bin zurück aus Namibia und allein diese Tatsache ist eigentlich schon eine ordentliche Leistung. Viele andere Menschen sitzen nämlich momentan immer noch in ihren Trucks und PKW auf den Straßen Südafrikas fest. Gefangen hat sie ein Wintereinbruch, wie es ihn Zeitungsberichten zufolge seit 1992 nicht mehr gegeben hat.

Für mich bedeutete das zunächst ungläubiges Staunen in der Karoo-Halbwüste, wo ich mich spontan künstlerisch verewigte. Die Lust auf Spiel und Spaß im Schnee ist mir dann aber spätestens vergangen, als ich nach der Hälfte meiner 1000-Kilometer-Etappe zurück vor Graaf-Reinet noch einmal 150 Kilometer Umweg drauflegen durfte, weil eine Passstraße wegen heftigen Schneefalls gesperrt war. Auf der Umgehung, immerhin der Nationalstraße 10, die die Hauptverkehrsader von meiner Heimat-Hafenmetropole Port Elizabeth nach Johannesburg darstellt, erwartete mich dann ein Herr mit Rasta-Locken, der mit vor Kälte zusammengekrampften Körpern und zitternd aneinander reibenden Händen aus einem Straßenmeisterei-Wagen sprang, um mich persönlich vor noch mehr Schnee auf der Passstraße zu warnen. Soweit das durch die vereisten Scheibenwischer mit Schlieren überzogene Frontscheibe noch möglich war, hätte ich das zwar auch selbst erkannt, über die Geste habe ich mich aber trotzdem gefreut. Als ich die Südseite des Passes erreichte, war die Gegenrichtung übrigens schon gesperrt. Da hätte ich meine Überlebensrationen, die eigentlich für Ernstfälle in der namibischen Wüste gedacht waren, beinahe doch noch gebraucht.

Man kann den Südafrikanern wirklich nicht vorwerfen, dass sie nicht auf Wintereinbrüche eingestellt seien. Nun gut, es gibt weder Streumittel noch Schneepflüge und selbst Glätte-Warnschilder oder Winterreifen wird man hierzulande vergeblich suchen, aber dafür warnen freundliche Helfer vor den eiskalten Gefahren des schmierigen Schneematsches. Bei soviel menschlicher Wärme inmitten verkrusteter Eiszeit kommt man doch gern nach Hause.

PS: Wer’s nicht glaubt, lese nach.