Politik  -   Wirtschaft  -   Menschen  -   Reisen            

Per SMS ins Paradies

22. Juni 2012 – 14:48

Mosambik startet Image-Kampagne und verlost ein Inselparadies für 25 Jahre

Vom Himmelbett reicht der Blick vorbei an ein paar Kokospalmen direkt auf den weißen Sandstrand. Dort legen die hölzernen Daus der Fischer mit ihren riesigen Trapez-Segeln an, Frauen tragen den Fang des Tages – größtenteils kleine, herings- und makrelenartige Fische – in Schüsseln auf dem Kopf ins Inselinnere. Ihre Spuren im Sand wird in ein paar Stunden die Flut wieder wegtragen, das Paradies wirkt auf der mosambikanischen Insel Benguerua ganz nah. Drei Lodges gibt es auf dem sandigen 55-Quadratkilometer-Eiland, das seit 1971 Teil des Bazaruto Archipel Nationalparks ist. Wer hier wohnen will, braucht viel Geld – oder Glück. „Gewinne ein Inselparadies“ heißt die jetzt in der Hauptstadt Maputo gestartete, weltweit einmalige Kampagne, von der sich sowohl die Betreiber der Marlin Lodge auf der Insel als auch das mosambikanische Fremdenverkehrsamt einen Schub für die Entwicklung des südostafrikanischen Landes erhoffen.

Dass Mosambik auf dem Weg zu einem Urlaubsziel von internationalem Format Ambitionen hat, ist schon bei der Anreise nicht zu übersehen. Der Flughafen der Hauptstadt Maputo verwandelt sich aus der alten Barackenform gerade in einen schicken Glaspalast, das Hauptgebäude ist bereits fertig. Neue Teerstraßen haben das Land in den vergangenen Jahren zugänglicher gemacht und auch das Netz an Hotels und Herbergen wird entlang der endlosen Strände am warmen Indischen Ozean nach und nach dichter. Kamen vor drei Jahren  noch vier von fünf Besuchern aus dem benachbarten Südafrika, ist es jetzt nur noch jeder Zweite – der Markt für europäische und amerikanische Touristen wächst.

„Die Regierung hat Tourismus als Schlüsselsektor des Landes definiert, um soziale Entwicklung und Wirtschaftswachstum voranzubringen“, unterstrich Premierminister Aires Ali zum Start der Kampagne am vergangenen Mittwoch die Bedeutung der Branche. Mosambik erhofft sich vom Wachstum des Tourismus-Sektors eine Sogwirkung für das ganze Land, doch der Weg dahin ist noch weit. Bei der Infrastruktur reicht Mosambik an vergleichbare Ziele im Indischen Ozean wie die Seychellen oder Mauritius noch längst nicht heran, zudem erweist sich Visa-Pflicht für europäische Touristen als weitere Hürde. „Die Flüge sind noch zu teuer, um die Besucherzahlen zu verbessern“, nennt Peter Kunz, Geschäftsführer der Marlin Lodge, das dritte große Problem. Doch der Südafrikaner lobt auch das Umdenken in der Regierung, die Investitionen über Jahrzehnte eher behindert als gefördert hat und nun erstmals mit einer Privatlodge in einer Kampagne kooperiert. Allein die Tatsache, dass Regierungschef Ali zum Start der Kampagne höchstpersönlich erschien, ist ein deutliches Zeichen. Die für den erhofften Aufschwung nötige Nachfrage auf dem Reisemarkt soll nun das Inselparadies-Gewinnspiel bringen. „Die Sichtbarkeit Mosambiks in der Welt wird mehr Touristen nach Mosambik bringen“, zeigte sich Tourismusminister Fernando Sumbana bereits zuversichtlich.

Anfang Juli soll die Website zur Verlosung online gehen, durch eine Kooperation mit einem global empfangbaren Reisesender wird sie beworben, die Teilnehmer können dann per kostenpflichtiger SMS ihr Glück versuchen. 15 Kandidaten aus allen Teilen des Globus sollen schließlich in eine Finalrunde einziehen, bei der in einer TV-Show der Hauptpreis vergeben wird. Dem Gewinner winken dann für 25 Jahre je zwei Wochen Traumurlaub in einer 280-Quadratmeter-Villa am Strand, die ersten drei Jahre sind zudem Flüge und Verpflegung inklusive. Die Kosten trägt die Lodge, die allerdings auch an den SMS-Einnahmen mitverdient.

Profitieren dürften dann auch die Seekühe, deren letzte gesunde Population von 150 bis 200 Tieren vor den Küsten des Archipels über den Seegrasbänken weidet. Die vegetarischen Meeressäuger sind durch illegale Netzfischerei bedroht, die Lodge hat den Nationalpark-Rangern nun die nötigen Boote für die Verfolgung der Wilderer bereitgestellt. Die Gemeinde der 3000 einheimischen Insulaner halte sich bereits an die Fischereivorschriften, sagt die Biologin Karen Allen, die als Leiterin des Seekuh-Schutzprojektes auf der Insel lebt. „Probleme machen die Fischer, die vom Festland rüberkommen.“ Einmal pro Woche unterrichtet sie selbst an der örtlichen Schule, die ebenfalls aus Lodge-Geldern entstanden ist. Es geht dann um Naturschutzthemen und den Wert des Tourismus, neben der Fischerei und etwas Landwirtschaft einzige Einkommensquelle in der Region.

Die natürlichen Voraussetzungen für eine wachsende Reisebranche sind lange vorhanden. Neben den Seekühen tummeln sich an den Riffen zwischen den Inseln unzählige Fische und fünf Meeresschildkröten-Arten. Die Gewässer vor den Inseln zählen zu den besten Fischgründen im südlichen Afrika für Marline und Segelfische, verwegene südafrikanische Angler, die über tausende Kilometer mit ihren eigenen Booten anreisen, wissen das schon lange. Wachsende Zahlen zahlungskräftiger Luxus-Urlauber sollen diese Schätze durch ein Plus an Arbeitsplätzen in der Tourismusbranche nun auch langfristig sichern. Anders funktioniert es auch im Paradies nicht.

Erschienen am 18. März 2012 über dpa, veröffentlicht unter anderem in der Aachener Zeitung.