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Mehr als Kosmetik

27. August 2016 – 09:24

Südafrika: Opposition stellt erstmals Bürgermeister in Johannesburg. Neoliberale und Linke kooperieren gegen ANC

Das Debakel für Südafrikas Regierungspartei African National Congress (ANC) ist perfekt. Seit Montagabend ist erstmals ein Kandidat der Oppositionspartei Democratic Alliance (DA) zum Bürgermeister von Johannesburg gewählt worden. Die größte Metropole des Landes war seit dem Ende der Apartheid 1994 fest in den Händen des ANC. Bei den jüngsten Kommunalwahlen am 3. August erreichte die Partei aber nur noch 45 Prozent der Stimmen. Die DA, mit 38 Prozent der Stimmen zweitstärkste Kraft, konnte ihren Kandidaten Herman Mashaba nun mithilfe der Economic Freedom Fighters (EFF) ins Amt hieven. In Südafrika ist damit nach über 20 Jahren absoluter ANC-Mehrheiten das Zeitalter der Koalitionen angebrochen – und die scheinen schon zu Beginn mehr als wackelig. weiterlesen…

Journalisten als Sicherheitsrisiko

25. August 2016 – 08:18

Nach der Wahl behandelt Sambias politische Führung freie Medien als Bedrohung. Drei Rundfunksender wurden bereits geschlossen

Sambias Behörden setzen ihren Feldzug gegen die Pressefreiheit im Land fort. Am 22. August rückten Polizisten in Kampfmontur beim wichtigsten unabhängigen Fernsehsender Muvi TV in der Hauptstadt Lusaka ein, schalteten die Sendeanlage ab und beschlagnahmten die Gebäude. Bei den beiden Radiosendern Komboni Radio und Radio Itezhi Tezhi gingen die Einsatzkräfte ähnlich vor. weiterlesen…

Der lange Weg zur Bildung

16. Juni 2016 – 11:08

Vor 40 Jahren gingen Südafrikas SchülerInnen gegen das Apartheidregime auf die Strasse. Ihr Kampf für freie und gleiche Bildung ist auch heute noch aktuell. Eine Reportage aus Soweto

Das Foto des sterbenden Hector Pieterson, getragen von einem Mitschüler, ging um die Welt. Der 13jährige wurde zum Symbol für die Brutalität des Apartheidregimes in Südafrika, das Wahrzeichen eines rassistischen Staates, der selbst auf Kinder schiessen liess. An jenem 16. Juni 1976 musste der Fotograf Sam Nzima seinen Film an der Polizei vorbei aus Soweto schmuggeln, nach der Veröffentlichung des Bilds wurde er jahrelang vom Geheimdienst drangsaliert. Heute, 40 Jahre später, steht das Porträt der dunkelsten Stunde Südafrikas in Ãœberlebensgrösse unweit der Stelle, an der Pieterson damals getötet wurde. weiterlesen…

Wem gehört die Stadt?

3. Dezember 2014 – 12:11

Südafrika: Die Zerstörung des Kapstadter Stadtteils District Six steht symbolisch für die Verbrechen des Apartheidregimes. Heute kämpfen die Bewohner von damals um die Rückkehr in ihr Viertel – und um ihr Recht auf ein Leben im Zentrum

Verloren geht der Blick von Blanche Kensley ins Leere. Auf der Brache vor ihrer Veranda erstreckte sich einst eines der belebtesten Viertel Kapstadts: District Six. Muslime, Juden und Christen lebten hier Tür an Tür, Weiße, Inder, Coloureds und Schwarze. So jedenfalls klassifizierte das rassistische Apartheidregime die Menschen – in absteigender Wertigkeit. Die Kensleys hatten die Behörden der dritte Gruppe zugeschlagen, den »Farbigen« oder »Gemischtrassigen«. Derlei Abstempeln und Schubladendenken waren essentielle Bestandteile des ultrarechten Systems. Ein solches Arbeiterviertel, wie es in Kapstadt unweit des Hafens am langsam steiler werdenden Nordhang des Tafelbergs gewachsen war, stand nicht nur der politischen Ideologie der Regierung in Pretoria im Wege, sondern auch dem auf der Ausbeutung der Unterdrückten basierten Wirtschaftsmodell des Apartheidstaats. Deshalb rollten im District Six ab 1968 die Bulldozer an. weiterlesen…

Gefährlicher Polit-Poker

1. Dezember 2012 – 06:57

Farmarbeiter-Streik in Südafrika droht zu eskalieren. ANC ignoriert Arbeiterforderungen, Provinz-Premier will militärische Lösung.

Der Verrat hätte unverhohlener kaum kommen können. Vor zwei Wochen hatte Südafrikas Landwirtschaftsministerin Tina Joemat-Pettersson zigtausende streikende Farmarbeiter in der Provinz Westkap mit solidarischen Phrasen und dem Versprechen höherer Mindestlöhne zurück auf die Felder gedrängt. Nun stellt ihre für das Arbeitsressort zuständige Kabinettskollegin Mildred Oliphant kühl und nüchtern fest, dass eine Neuverhandlung der Lohnuntergrenze gar nicht möglich sei – weil ihr Ministerium den aktuellen Mindestsatz von 69,39 Rand (6,09 Euro) pro Tag erst im März dieses Jahres abgesegnet habe. weiterlesen…

Wie geschmiert

28. November 2012 – 06:50

Nigeria: Untersuchungskommission wirft Ölkonzernen Unterschlagung und Betrug vor

Ob es gut war, dass der Bericht der staatlichen Untersuchungskommission zu Unregelmäßigkeiten in der Öl-Industrie nun bereits vor seiner offiziellen Vorstellung durch eine undichte Stelle ans Licht der Öffentlichkeit kam, darüber streiten sich die politischen Kommentatoren in Nigeria dieser Tage. Damit sei die Integrität des Reports dahin, klagen die einen. Sonst hätte die Regierung die Ergebnisse manipuliert, befürworten andere die frühzeitige Lancierung. In Nigeria ist das eine reale Befürchtung. Erst im September hatte eine Parlamentskommission ihre Ergebnisse zu 87 Firmen unter Verschluss gestellt, denen Betrug im Zusammenhang mit Treibstoff-Subventionen vorgeworfen wird. weiterlesen…

Nebelbomben, Platin und Diamanten

26. November 2012 – 06:46

Das Ringen um Simbabwes Verfassung wird zur Endlos-Farce, doch der Verteilungskampf um die Ressourcen des Landes hat längst begonnen

So richtig zufrieden ist in Simbabwe eigentlich niemand mit dem neuen Verfassungsentwurf. ZANU-PF, die Partei von Präsident Robert Mugabe, brachte kurz vor einem möglichen Referendum ganze 266 neue Änderungswünsche an. Morgen Tsvangirai, der ehemalige Oppositionsführer der nach ihm benannten MDC-T, der seit den letzten Wahlen Premierminister der Regierung der nationalen Einheit ist, nennt den Entwurf immerhin „das bestmögliche Dokument“. Doch seine Unterstützer lassen oft genug durchblicken, dass Simbabwes mögliche neue Verfassung in ihrer jetzigen Form zwar besser als die alte, aber eben doch nur ein Kompromiss sei. weiterlesen…

Die Ruhe vor dem nächsten Sturm

22. November 2012 – 06:35

Südafrikas Bergleute und Farmarbeiter haben ihre Streiks beendet – doch das nächste Ultimatum läuft bereits

Dass Südafrikas Gewerkschaftsbund COSATU auf den Farmen des Landes wenig Einfluss hat, ist ein altbekanntest Ãœbel – und mit der gewerkschaftsfeindlichen Haltung der Farmer sowie der prekären Lage der entrechteten Arbeiter leicht erklärbar. Als die nun für gut zwei Wochen gegen ihre sklavenähnlichen Arbeitsbedingungen und Löhne aufstanden, hofften auch die Gewerkschaften auf bessere Zeiten. Tatsächlich nahmen die Farmarbeiter die ausgestreckte Hand an und lauschten den scheinbar für sie verhandelnden Funktionären. Am Donnerstag vergangener Woche endete die frische Beziehung. weiterlesen…

Südafrikas Polizei schießt wieder

16. November 2012 – 06:56

Farmarbeiter stirbt bei Streiks im Westkap, Provinz-Premier will Armee einsetzen

Es war ein Satz, ausgesprochen im Eifer eines per Telefon zugeschalteten Fernseh-Interviews, der die ganze Tragik der Streikwelle in Südafrika zusammenfasste. Als Helen Zille, Premierministerin der Provinz Westkap, gefragt wurde, wie es zu den tödlichen Polizei-Schüssen auf einen 28-jährigen Farmarbeiter am Mittwochmorgen gekommen sei, wollte sie den Vorfall zunächst gar nicht kommentieren. „Es ist ziemlich ungewöhnlich, dass nur eine Person gestorben ist“, schob die führende Politikerin der Democratic Alliance (DA) dann nach. weiterlesen…

Machtkampf im ANC

15. November 2012 – 06:53

Von fliegenden Fäusten und wählenden Geistern: Südafrikas Präsident kämpft mit allen Mitteln um den Vorsitz seiner Partei

Es sind empfindliche Niederlagen, die Jacob Zuma dieser Tage hinnehmen muss. Südafrikas Staatspräsident kämpft um seinen Verbleib an der Spitze des regierenden African National Congress (ANC), doch vor dem Wahlparteitag im Dezember regt sich Widerstand. Etliche wichtige Ortsverbände des ANC haben sich bereits auf Vizepräsident Kgalema Motlanthe als Gegenkandidat festgelegt. Der 63-Jährige, der bereits als Interimspräsident nach der Entlassung von Zuma’s Erzfeind Thabo Mbeki das Land führte, gilt als moralische Gegeninstanz zum skandalumwitterten Zuma. weiterlesen…

Simbabwe soll wählen

5. November 2012 – 06:48

Kommission kommt Einigung über neue Verfassung näher/ Mugabe kündigt Urnengang im März 2013 an

„Unser Hauptziel bleibt, die nächsten Wahlen im März 2013 unter einer neuen Verfassung abzuhalten“, ließ Simbabwes Präsident Robert Mugabe das Parlament des Landes in der vergangenen Woche wissen. Besonders die explizite Erwähnung des neuen Gesetzrahmens sorgte bei Analysten und Parlamentariern gleichermaßen für hochgezogene Augenbrauen. Bisher hatte Mugabe stets angekündigt, notfalls auch auf Basis des alten Unabhängigkeitsvertrags abstimmen zu lassen, der seit seiner Unterzeichnung 1979 als Grundgesetz dient. weiterlesen…

Nach dem Ausverkauf ist vor dem Aus

30. Oktober 2012 – 06:46

Südafrikas Bergarbeitergewerkschaft NUM hat das Vertrauen ihrer ungeschützt streikenden Mitglieder verloren

Für die konservative, wirtschaftsnahe Tageszeitung war es die “ethische Sache, die getan werden musste“, das für seine analytischen Hintergrundgeschichten angesehene, liberale Online-Magazin Daily Maverick sah dagegen „den wahren Betrug“. Südafrika streitet über Cyril Ramaphosa, 1982 Gründungsgeneralsekretär der National Union of Mineworks (NUM), 2012 Mitglied des Nationalen Exekutivkomitees des regierenden African National Congress (ANC) und gleichzeitig nicht-exekutives Aufsichtsratsmitglied des weltweit drittgrößten Platin-Produzenten Lonmin. Ramaphosa, das wurde in der vergangenen Woche vor der Untersuchungskommission für das Massaker an der Marikana-Mine Lonmins öffentlich, hat seine politischen Kontakte ausgiebig genutzt, um bei Regierung, ANC und Polizeiführung ein „hartes Durchgreifen“ gegen die Streikenden zu erreichen. weiterlesen…

Showdown in Rustenburg

26. Oktober 2012 – 06:41

Südafrikas Gewerkschaftsbund will Einfluss zurückgewinnen, doch das Vertrauen der streikenden Bergarbeiter ist weg

Der Angriff blieb nicht in ohne Folgen. Als Zwelinzima Vavi, Generalsekretär des südafrikanischen Gewerkschaftsbundes COSATU, gemeinsam mit einigen Offiziellen der Bergbaugewerkschaft National Union of Mineworkers (NUM) am vergangenen Freitag zu streikenden Bergarbeitern einer Goldmine bei Orkney, südwestlich von Johannesburg, sprechen wollten, flogen Steine. Für den korrupten, langen Arm der Konzerne halten die Kumpel die Bergbaugewerkschaft und ihre aufgestaute Wut traf nun auch den bisher recht populären Generalsekretär der Muttergewerkschaft. „Wir sind ok, das Auto wurde nicht beschädigt“, ließ sich ein NUM-Koordinator nach der Attacke durch „diese Hooligans“ seltsam zitieren. Vavi war dennoch schwer getroffen von der offenen Feindseligkeit. weiterlesen…

Jeder außer Zuma

24. Oktober 2012 – 06:37

Im südafrikanischen ANC formiert sich Widerstand gegen den amtierenden Präsidenten

In knapp drei Wochen beginnt offiziell die Nominierungsphase vor den internen Wahlen im African National Congress (ANC). Der Machtkampf in der einstigen Befreiungsfront und heutigen Regierungspartei Südafrikas nimmt dabei immer mehr an Fahrt auf, bei konstanten Wahlergebnissen von über 60 Prozent für den ANC, geht es auf dem alle fünf Jahre stattfindenden Wahlparteitag im Dezember schließlich auch um den neuen Staatspräsidenten. weiterlesen…

Leere Worte von Zuma

20. Oktober 2012 – 06:33

Südafrikas Präsident will eskalierende Bergarbeiter-Streiks beenden. Ein Konzept hat er nicht.

Nach langer – und immer stärker kritisierter – Funkstille hat sich Südafrikas Präsident am Mittwoch erstmals wieder in die weitreichenden Bergarbeiterstreiks in seinem rohstoffreichen Land eingemischt. Seit Mitte August erschüttern heftige ungeschützte Streiks die südafrikanische Bergbaubranche, zehntausende Kumpel protestieren für höhere Löhne sowie bessere Arbeits- und Lebensbedingungen. Inzwischen sind über 50 Menschen den Auseinandersetzungen zum Opfer gefallen, die meisten davon Bergarbeiter, erschossen von der Polizei. Zuma, der sich mitten im Machtkampf um seine Wiederwahl an der Spitze des regierenden ANC befindet, forderte die Bergarbeiter nun mit vagen Versprechen auf, in die Schächte zurückzukehren. weiterlesen…

Malemas Landreform

18. Oktober 2012 – 06:32

Südafrika: Geschasster ANC-Jugendliga-Präsident kämpft mit blutiger Rhetorik für sein Märtyrer-Image

“Wir haben keine Angst, Blut zu sehen, solange dieses Blut uns das bringt, was  uns gehört,“, ließ Südafrikas ehemaliger ANC-Jugendliga-Präsident Julius Malema am Wochenende in Simbabwes Hauptstadt Harare eine Versammlung der Jugendliga der dort regierenden ZANU-PF wissen. Malema redete über seine zwei Lieblingsthemen: die Enteignung weißer Farmer und die Verstaatlichung des Bergbaus. Neu ist dabei höchstens die Schärfe der säbelrasselnden Rhetorik, doch die Wiederholung ist wichtig und der Zeitpunkt wohl gewählt. weiterlesen…

Das Ende der Zweiklassenmedizin

13. Oktober 2012 – 19:06

Südafrika plant ein einheitliches Gesundheitswesen, das allen Menschen gleich dienen und alte Barrieren durchbrechen soll. Doch die Herausforderungen für den heruntergekommenen staatlichen Sektor sind enorm.

„Die Idee ist, den privaten und den öffentlichen Sektor zusammenzubringen, damit ein Arzt jeden gleich behandelt“, umreißt Wilmari Honey die geplante Gesundheitsreform in Südafrika. Sie sagt das, wie jemand von einer besonderen Vision schwärmt. Der Gleichheitsgedanke klingt aus ihrem Mund wie ein schöner Traum, ein hehres, aber doch fernes Ziel. weiterlesen…

Streiks an südafrikanischen Minen weiten sich aus

8. Oktober 2012 – 19:38

Erneut Tote bei Arbeitskämpfen/ Platin-Konzern reagiert mit Massenentlassungen

Südafrikas Bergbau-Industrie kommt nicht zur Ruhe. Auch knapp zwei Monate nach Beginn des später von der Polizei niedergeschossenen Streiks an der Lonmin-Platinmine Marikana, der insgesamt 46 Menschen das Leben kostete, protestieren in den Bergbau-Zentren des Landes immer mehr Menschen für bessere Arbeitsbedingungen, menschenwürdige Unterkünfte und höhere Löhne. weiterlesen…

Kein Frieden in Sicht

10. September 2012 – 11:43

Im Konflikt an der südafrikanischen Marikana-Mine schließen Konzern und Bergbaugewerkschaft einen Friedensvertrag ab – die streikenden Kumpel unterzeichnen aber nicht.

Zumindest die Börse hat der Friedensvertrag von Marikana am Donnerstag überzeugt. Um sechs Prozent stiegen die Aktien des Minen-Betreibers Lonmin, dem drittgrößten Platinproduzenten der Welt, noch am gleichen Tag. Nach mehr als einwöchigen Verhandlungen einigten sich die NUM, Südafrikas größte Bergarbeitergewerkschaft und die kleinere Solidarity, zu Apartheid-Zeiten Gewerkschaft der Weißen, mit dem Bergwerk-Betreiber auf eine Wiederaufnahme der Arbeit und völligen Gewaltverzicht. „Dies ist der erste Schritt in die richtige Richtung“, sagte Lonmin-Sprecherin Sue Vey und fügte offenbarend an: „Wir hoffen, dass die Arbeiter auch bald unterzeichnen.“ weiterlesen…

Rückschritt in dunkle Zeiten

4. September 2012 – 11:44

Südafrika: Nach dem Massaker von Marikana offenbaren sich die Spaltungen zwischen Elite und Arbeiterklasse immer stärker

Es klingt wie eine Groteske, doch für hunderte Bergarbeiter ist sie bitterer Ernst: Weil die Polizei vor zwei Wochen im Rahmen des Streiks an der Platinmine Marikana 34 Demonstranten erschossen hatte, erhob die südafrikanische Staatsanwaltschaft am Donnerstag Mordanklage gegen 270 Ãœberlebende des Massakers, von denen etliche sogar direkt nach der Entlassung aus dem Krankenhaus verhaftet worden waren. weiterlesen…

Das Ende des Friedens

28. August 2012 – 11:15

Gelähmt vom Machtkampf in der Regierungsallianz verliert die südafrikanische Bergarbeitergewerkschaft NUM den Kontakt zur eigenen Basis – und steht der Explosion der sozialen Bombe im Land ratlos gegenüber

„Guten Abend, Südafrika, stellen Sie Ihre Uhren um 30 Jahre zurück“: Der Karikaturist Jonathan Shapiro traf die Stimmung erneut punktgenau mit seiner Zeichnung einer Nachrichtensprecherin, die eine Träne über ihre Wange kullernd vor einem schwarzen Bildschirm steht. Die brutalen Szenen, die sich am vergangenen Donnerstag nahe der Marikana Platin-Mine abspielten, als dutzende Polizisten gleichzeitig aus halbautomatischen Gewehren auf streikende Bergleute feuerten, konnte eigentlich nur an die menschenverachtenden Einsätze der Apartheid-Truppen erinnern. weiterlesen…

Südafrikas verratene Generation

27. August 2012 – 13:21

Weil Bücher unbenutzt im Altpapier landen und die Bildungsministerin sich vor Gericht gegen Mindeststandards wehrt, lebt die Apartheid an den Schulen der Kap-Republik weiter

Es war nur eine Kurznachricht, doch sie offenbarte den Zustand des südafrikanischen Bildungssystems allzu bildhaft: Weil er „mit einem leeren Wagen zum Lager zurückkehren musste“, habe ein Mitarbeiter der Bildungsbehörde tausende Schulbücher auf einer Müllhalde abgeladen, berichtete der Direktor des Bildungsministeriums vor dem Kapstädter Parlament. weiterlesen…

Gewehre gegen Speere

20. August 2012 – 11:08

Südafrikas Polizei erschießt 34 streikende Bergleute/ Regierung reagiert mit verordneter Trauer

„Afrikanische Leben so billig wie immer“ – die vor allem bei Schwarzen populäre Tageszeitung „Sowetan“ versuchte am Freitag mit einem provokanten Aufmacher den Schock des Vortages zu verarbeiten. Anlass war der seit Ende der Apartheid 1994 blutigste Streik Südafrikas, bei dem allein am Donnerstag an der Marikana Platin-Mine, rund 80 Kilometer westlich der Hauptstadt Pretoria 34 Bergleute im Kugelhagel der Polizei starben. weiterlesen…

Südafrikas soziale Zeitbombe explodiert im Kugelhagel der Polizei

18. August 2012 – 10:38

Insgesamt 35 Tote bei Streik in Platinmine/ Bergarbeitergewerkschaft hilflos und in politischen Machtkämpfen verstrickt

Das Gefecht dauerte nur drei Minuten und es hätte ungleicher kaum sein können. Einer von tausenden streikenden Bergarbeitern der Marikana Platin-Mine in der südafrikanischen Provinz North West, die sich mit Macheten, Speeren und Stöcken bewaffnet auf einem Hügel nahe des Bergwerks versammelt hatten, soll am Donnerstagnachmittag nach unbestätigten Presseberichten eine Flinte gezogen haben. Sie sei zuerst beschossen worden, sagt auch die Polizei, deren schwer bewaffnete Einheiten schließlich scharfe Munition feuerten. Als sich Feuerrauch und Staub gelegt hatten, zählte ein Reporter der südafrikanischen Nachrichtenagentur SAPA die leblos am Boden liegenden Körper der Kumpel. weiterlesen…

Afrikas Emanzipation

20. Juli 2012 – 11:00

Die Südafrikanerin Nkosazana Dlamini-Zuma will als neue AU-Kommissionsvorsitzende die Selbstbestimmung des Kontinents stärken

Mit Nkosazana Dlamini-Zuma hat die Afrikanische Union (AU) am Sonntag erstmalig eine Frau in das höchste Amt der Organisation gewählt. Verstanden werden darf das zwar sicherlich auch als Stärkung der Frauen zwischen Kairo, Kinshasa und Kapstadt. Doch die eigentliche Emanzipation, auf die die ehemalige Anti-Apartheid-Aktivistin, Ärztin und derzeitige südafrikanische Innenministerin hoffen lässt, ist eine andere. weiterlesen…

Glückwünsche für Mandela

18. Juli 2012 – 10:53

Die Südafrikaner wünschen ihrem Freiheitshelden ein langes Leben und sich selbst ein besseres Gesundheitssystem

Wenn Millionen Südafrikaner heute Morgen um 8 Uhr in einer landesweiten Aktion „Happy Birthday Madiba“ singen, dann ist das Geburtstagsständchen nicht nur ein lautstarker Liebesbeweis an ihren Freiheitshelden sondern auch der Wunsch nach moralischem Halt. weiterlesen…

Teurer Regenbogen

30. Juni 2012 – 11:47

An Südafrikas Schulen lebt die Apartheid weiter, gute Bildung gibt es nur für Reiche

Ihre wichtigsten Gedenktage begehen die Südafrikaner seit ein paar Jahren gleich den ganzen Monat über. Der Frauentag ist solch ein Anlass, weil er an den Protestmarsch tausender Demonstrantinnen auf den Sitz der Apartheid-Regierung erinnert, im August 1956 mutiger Ausdruck des Kampfes gegen die erniedrigenden Passgesetze. Der Juni ist der Jugend gewidmet, die am 16. Juni 1976 während des Schüleraufstands von Soweto gegen die Einführung von Afrikaans als Unterrichtsmedium demonstrierte und dabei nicht nur die Sprache der weißen Unterdrücker sondern im Kern die Unterdrückung selbst bekämpfte. weiterlesen…

Terror der politischen Klasse

26. Juni 2012 – 10:34

Anschläge in Nigeria nehmen zu/ USA drohen mit Drohnen

Die Nachrichten aus Nigeria ähneln sich seit Monaten: Bombenanschläge auf Kirchen, Nachtclubs oder Polizeieinrichtungen, mordende Jugend-Mobs auf Rachefeldzug und eine Regierung, die immer machtloser erscheint. weiterlesen…

Sensible Erpresser

15. Mai 2012 – 10:23

Internationaler Währungsfonds (IWF) gewährt Malawi nach Währungsabwertung und Finanzmarktöffnung wieder Kredite

„Es ist wichtig zu unterstreichen, dass dies keine Maßnahme ist, die uns von außen vom IWF aufgezwungen wurde“, versuchte Malawis Finanzminister Ken Lipenga das Offensichtliche in einem Interview zu dementieren. weiterlesen…

Nigeria versinkt in Gewalt

8. Mai 2012 – 10:19

Präsident Goodluck Jonathan wirkt gegen Terroranschläge hilflos – und ist Teil des Problems

In der Hauptstadt Abuja fuhr der Selbstmordattentäter seinen mit Sprengstoff beladenen Wagen am Donnerstag vor einer Woche direkt bis in die Rezeption der Zeitung „This Day“, drei Tage später explodierten während der Sonntagsmesse auf dem Universitätsgelände der nordnigerianischen Stadt Kano Bomben mehrere Bomben, in der Stadt Maiduguri im Nordosten des bevölkerungsreichsten Landes Afrikas eröffneten bewaffnete Attentäter in einer Kirche ihr tödliches Gewehrfeuer. Die Auflistung ist nicht vollständig, sie wird beinahe täglich durch neue Terrorakte erweitert. weiterlesen…

Ãœber die Autobahn zum Leiharbeitsverbot

3. Mai 2012 – 10:27

Südafrika: Gewerkschaftsbund stoppt Straßenprivatisierung und festigt Machtposition

Nach dem kurzfristig anberaumtem Treffen von führenden Vertretern des Gewerkschaftsbundes COSATU und der Regierungspartei African National Congress (ANC) dauerte es am vergangenen Donnerstag nur wenige Stunden, bis das südafrikanische Verkehrsministerium die von der Arbeiterbewegung gewünschte Nachricht verkündete. Die Einführung eines Maut-Systems auf wesentlichen Verkehrsadern der Hauptstadtprovinz Gauteng wird um einen Monat verschoben. Der ANC, der mit dem Bündnispartner COSATU gestern bei 15 großen Mai-Kundgebungen den „Beitrag der Arbeiter im Befreiungskampf“ feierte, kaufte sich damit einen ruhigen Tag der Arbeit. weiterlesen…

Harte Linie gegen Malema

26. April 2012 – 10:21

Südafrikanischer ANC schließt Jugendliga-Präsident endgültig aus/ Inhaltliche Debatte unterdrückt

Julius Malema muss seine Mitgliedskarte des African National Congress (ANC) abgeben, das verkündete am Dienstagabend die Berufungskommission des Disziplinarkomitees der südafrikanischen Regierungspartei. Wirklich überraschend kam der Parteiausschluss des Jugendliga-Präsidenten nicht, zu mächtig schien zuletzt die Position des Staats- und Parteipräsidenten Jacob Zuma, den Malema öffentlich angegriffen hatte. Malemas einstige Unterstützer verstummten oder wandten sich gar gegen ihn, auch in der Jugendliga selbst offenbarten sich trotz einer trotzigen Pro-Malema-Resolution nach der vergangenen Vorstandssitzung vor zwei Wochen deutliche Risse. weiterlesen…

Geburtstag im Zeichen des Machtkampfes

11. April 2012 – 10:00

Vom Freiheitskämpfer zum autoritären Parteiführer: Südafrikas Präsident Jacob Zuma wird 70

Wenn Südafrikas Präsident Jacob Zuma am morgigen Donnerstag seinen 70. Geburtstag feiert, darf er auf ein besonderes Geschenk der Disziplinarkommission seiner Partei, dem African National Congress (ANC), hoffen. Die entscheidet am gleichen Tag als letzte Parteiinstanz über den Berufungsantrag des suspendierten ANC-Jugendliga-Präsidenten Julius Malema. Der radikale Jung-Politiker hatte Südafrikas Regierung mit einer offenen Aufforderung zum Regierungsumsturz im Nachbarland Botsuana in diplomatische Schwierigkeiten gebracht, einen Machtwechsel in der eigenen Partei gefordert, Zuma zuletzt sogar persönlich lächerlich gemacht und ihm zudem vorgeworfen „Demokratie durch Diktatur ersetzt“ zu haben. Das ist überzogen, doch Zumas Regierungsstil und Machtsicherungsstrategien in parteiinternen Grabenkämpfen werden in der Tat immer autoritärer. Der Lenker der größten Volkswirtschaft Afrikas agiert wie ein Parteisoldat, der es an die Spitze geschafft hat. weiterlesen…

„Wir essen keine Gebäude“

7. April 2012 – 19:13

Neue Straßennamen statt wirklichem Wandel: 22 Jahre nach der Unabhängigkeit fühlen sich die meisten Namibier noch immer nicht frei. Ein Ortsbesuch in der Hauptstadt.

Majestätisch thront die Christuskirche über Windhuk. Die grob geschlagenen Steine im sandfarbenen Mauerwerk strahlen in der Mittagssonne Historie aus, die rund geschwungenen Fenster – das über dem Altar ist eine Spende von Kaiser Wilhelm II. – traditionelle Eleganz. Der Schein trügt nicht, seit den Tagen, als in der jungen Kolonial-Hauptstadt noch Pferdekutschen und Ochsenkarren über die unbefestigten Schotterpisten holperten, ist die 1910 fertiggestellte Kirche Wahrzeichen der Stadt. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es inzwischen höhere Gebäude in der Stadt gibt. Eines steht mit dem neuen Nationalmuseum, einem hässlich verspiegeltem Klotz nordkoreanischer Baukunst, direkt nebenan – dort wo die deutsche Schutztruppe im Zuge des Völkermords einst die unterworfenen Herero in ein staubiges Konzentrationslager pferchte. Beim Bau sollen die Arbeiter hartnäckigen Windhuker Gerüchten zufolge auf menschliche Gebeine gestoßen sein, die Regierung hielt die Sache jedoch unter Verschluss. Geschichte wird nicht aufgewühlt in Namibia. weiterlesen…

Hoffnung auf Dialog

24. März 2012 – 10:09

Herero und Nama fordern weiter Entschuldigung und Entschädigung für Völkermord/ Diplomatische Fehltritte erzürnen namibische Regierung

Festus Muundjua schreitet den Bauzaun ab, der den fertigen, aber noch nicht eröffneten Neubau des Staatsmuseums von der Robert Mugabe Avenue trennt. „Beim Bau des Museums haben die Arbeiter dort Knochen gefunden“, erzählt der 75-jährige Historiker, Spuren des Konzentrationslagers, in das die deutschen Truppen während des Völkermordes an den Nama und Herero zwischen 1904 und 1908 ihre Gefangenen pferchten. Direkt gegenüber bauten die Deutschen ab 1907 in Sichtweite ihre Christuskirche, noch immer das Wahrzeichen der Stadt. Einzig das koloniale Reiterdenkmal musste für den protzig-überdimensionierten Museumsneubau seinen Platz über den Gebeinen der Ermordeten räumen und steht jetzt hundert Meter südlich. Muundjua möchte wissen, was darauf geschrieben steht, keine angenehme Aufgabe für einen deutschen Journalisten. weiterlesen…

Böses Blut im ANC

2. März 2012 – 12:46

Südafrikas Regierungspartei schließt Jugendligachef Malema aus

Die Disziplinarkommission des African National Congress (ANC) hat den rebellierenden Chef der ANC-Jugendliga, Julius Malema, am Mittwoch abend endgültig aus der Partei ausgeschlossen. Damit verschärfte die Kommission die ursprüngliche Strafe gegen den mächtigen Jungpolitiker, dem vorgeworfen wird, die Partei mit Kritik an Präsident Jacob Zuma gespalten und zudem mit Forderungen nach einem Regimewechsel im Nachbarland Botsuana in Verruf gebracht zu haben. weiterlesen…

Jagd auf Mandela

1. März 2012 – 09:47

Südafrikas Regierung gründet Taskforce für würdevolleren Umgang mit fragilem Nobelpreisträger

Eine Taskforce aus internationalen und einheimischen Medienvertretern sowie Offiziellen der Südafrikanischen Regierung soll künftig den Informationsfluss über Gesundheitsbelange Nelson Mandelas steuern. Darauf einigten sich Medien- und Regierungsrepräsentanten am Montag bei einem Treffen in der Hauptstadt Pretoria. Der 93-jährige Mandela war in der vergangenen Woche für eine Bauchspiegelung in ein Krankenhaus eingeliefert worden – und hatte mit der Routine-Untersuchung ein weltweites Medienecho ausgelöst. Dass sich das künftig ändert, bleibt aber unwahrscheinlich, denn während der Friedensnobelpreisträger sich nach seiner Entlassung am Sonntag bester Gesundheit erfreuen soll, planen internationale Medien bereits seit Jahren die Berichterstattung von seiner Beerdigung. weiterlesen…

Geteilt und beherrscht

16. Februar 2012 – 11:57

Afrikanische Union plant Freihandelszone bis 2017, scheitert aber an der Wahl des Vorsitzenden

Die Afrikanische Union schafft es nicht, einen neuen Vorsitzenden zu wählen. Nun soll bis zur nächsten Tagung der AU im Juni eine Lösung gefunden werden. Die 15 Mitgliedsstaaten der Entwicklungsgemeinschaft des südlichen Afrikas (SADC), deren Vertreter sich am vergangenen Wochenende in Kapstadt trafen, favorisieren die Südafrikanerin Nkosazana Dlamini-Zuma. weiterlesen…

Südafrika setzt auf starken Staat

10. Februar 2012 – 11:31

Präsident Zuma will Infrastruktur ausbauen, muss aber gleichzeitig vor Korruptionsverfahren bangen

Großangelegte staatliche Infrastrukturprojekte sollen Südafrika in den kommenden Jahren wirtschaftlich voranbringen und die hohe Arbeitslosigkeit im Land bekämpfen. weiterlesen…

»Diebstahl am hellichten Tag«

30. Januar 2012 – 12:28

Südafrikas Gewerkschaftsbund COSATU aktiv gegen Korruption

Nach monatelanger Planung hat der südafrikanische Gewerkschaftsbund COSATU am Donnerstag die Gründung einer Anti-Korruptions-Organisation bekanntgegeben. »Corruption Watch« soll Bestechungsfälle vor allem in der Regierung und öffentlichen Einrichtungen aufdecken und anzeigen. Hauptadressaten der unabhängigen Institution dürften damit Politiker in den Reihen des regierenden African National Congress (ANC) sein, mit dem COSATU in einer Regierungsallianz verbunden ist. weiterlesen…

Alte Allianzen, neues Selbstbewusstsein

12. Januar 2012 – 22:03

Zu Beginn seiner UN-Sicherheitsratspräsidentschaft unterzeichnet Südafrika Militär-Abkommen mit Kuba

Offiziell bringt die südafrikanische Regierung die beiden säuberlichen getrennten Meldungen nicht in Zusammenhang: Während Staatspräsident Jacob Zuma am Dienstag in New York eintraf, wo Südafrika turnusmäßig im Januar den Vorsitz des Weltsicherheitsrates übernimmt, unterzeichnete Verteidigungsministerin Lindiwe Sisulu am gleichen Tag in der Hauptstadt Pretoria ein Abkommen zur militärischen Kooperation mit Kuba. weiterlesen…

Nigeria steht still

11. Januar 2012 – 17:55

Generalstreik gegen Abschaffung von Treibstoff-Subventionen legt Öl-Förderland lahm/ Drei Tote bei Protesten

Nichts geht mehr in Nigeria. Seit Montagmorgen sind die Geschäfte, Märkte, Tankstellen, Banken, öffentlichen Einrichtungen und Schulen in den großen Städten des mit 160 Millionen Einwohnern bevölkerungsreichsten Landes Afrikas geschlossen, das öffentliche Leben liegt lahm. weiterlesen…

Kommentar: Dem ANC fehlt die moralische Größe seiner Helden

9. Januar 2012 – 20:04

Südafrikas African National Congress hat allen Grund seinen 100. Geburtstag ausgiebig zu feiern. Die heutige Regierungspartei und politische Heimat Nelson Mandelas hat einstmals zersplitterte schwarze Ethnien in einer Befreiungsfront zusammengebracht und gegen ein militärisch übermächtiges, menschenverachtendes Regime die Freiheit erzwungen. weiterlesen…

„Es geht um Macht und Geld“

7. Januar 2012 – 19:52

Die Konflikte im ANC beruhen nicht auf Ideologien, die Linke des Landes liegt am Boden. Ein Gespräch mit Dale McKinley weiterlesen…

Trügerische Festtagsstimmung beim ANC

7. Januar 2012 – 19:06

Die einstige südafrikanische Befreiungsbewegung feiert ihr 100-jähriges Bestehen mit einem pompösen Festakt – doch hinter den Kulissen erschüttert ein schwerer Machtkampf die Partei

Wenn der African National Congress, Afrikas älteste Befreiungsbewegung, am morgigen Sonntag seinen 100. Geburtstag feiert, dann kehren die Partei-Schwergewichte zurück in die kleine Kirche in Waaihoek, einem Township von Bloemfontein (heute Teil des Metropolgebiets Mangaung), wo eine Gruppe schwarzer Intellektueller am 8. Januar 1912 den Grundstein für die Partei legte. weiterlesen…

Malemas Comeback

22. Dezember 2011 – 07:51

Südafrika: ANC-Jugendliga-Chef legt Berufung gegen Parteiauschluss ein und fordert Zuma zum Machtkampf

Julius Malemas Ankündigung glich einer Groteske: Der Vorsitzende der Jugendliga des African National Congress (ANCYL) war in einem Disziplinarverfahren Mitte November aus der Partei ausgeschlossen worden und hatte ursprünglich einen harten Machtkampf angekündigt, eh er nur zwei Wochen später scheinbar die totale Kehrtwende vollzog. Ausgerechnet der Sunday Times, Südafrikas führender Wochenzeitung, die ihn immer wieder mit Korruptionsskandalen und Berichten über Luxuspartys bloßgestellt hatte, gab der einflußreiche Jungpolitiker ein Interview, in dem er sich selbst als »politisch erledigt« darstellte und erklärte, sein Geld künftig als Viehzüchter verdienen zu wollen. »Ich habe jetzt 20 Kühe. Wir werden sie züchten, zum Schlachthof bringen und das Fleisch verkaufen«, erläuterte Malema, auch wenn ihm nur wenige glaubten. Am Dienstag feierte er nun sein politisches Comeback – Köpfe will er allerdings immer noch rollen sehen. weiterlesen…

Die vergessenen Freiheitskämpfer vom Tafelberg

16. Dezember 2011 – 05:41

Vor 50 Jahren gründete eine Gruppe um Nelson Mandela den bewaffneten Arm des ANC. Viele der ehemaligen Freiheitskämpfer sehen ihr Ziel auch nach dem Ende der Apartheid nicht erreicht. Ein Ortsbesuch in Kapstadt.

Faizel Moosa schaut hinab über die schroffen Klippen, die davor ausgebreitete Innenstadt, den Hafen und den tief blauen Ozean. Mit Sonnenbrille, kurzen Hosen und Bob-Marley-T-Shirt sieht er aus wie einer der zahlreichen Urlauber, die täglich den Tafelberg hinaufkraxeln. Doch für Moosa ist es eine Zeitreise in die Vergangenheit. weiterlesen…

So viel Heimlichkeit

8. Dezember 2011 – 21:43

Kein schönes Weihnachtsgeschenk für Südafrikas Journalisten: Der regierende African National Congress (ANC) nutzte seine absolute Mehrheit, um ein neues Gesetz zum Schutz geheimer Regierungsinformationen durchs Parlament zu bringen. Das gibt der Regierung weitreichende Befugnisse, brisante Dokumente als geheim zu klassifizieren – und bedroht Journalisten und Whistleblower mit bis zu 25 Jahren Haft.

Die Wochenzeitung Mail & Guardian lieferte Mitte November einen bitteren Vorgeschmack auf das, was Südafrikas Medienlandschaft bald drohen könnte. Eine Woche vor der Parlamentsabstimmung über das Protection of Information Bill (Gesetz zum Schutz von Informationen) machte das Blatt mit einer investigativen Geschichte über Mac Maharaj, Sprecher von Staatspräsident Jacob Zuma, auf. Maharaj könnte in einen Korruptionsskandal verwickelt sein, lässt die Einleitung des Artikels wissen – danach sind dreiviertel des Textes in großen dunklen Kästen geschwärzt. weiterlesen…

Südafrikas Gewerkschaften kämpfen für Pressefreiheit

7. Dezember 2011 – 22:36

Neues Informationsschutz-Gesetz spaltet Regierungs-Allianz

Mit harscher Kritik und schwerwiegenden Drohungen hat der südafrikanische Gewerkschaftsbund COSATU in der vergangenen Woche auf die Verabschiedung eines neuen Gesetzes zum Schutz von Staats-Informationen reagiert. Der regierende ANC hatte seine absolute Mehrheit genutzt, um das Gesetz im Kapstädter Parlament zu verabschieden. Nun muss es noch die Länderkammer passieren und von Staatspräsident Jacob Zuma (ANC) unterschrieben werden. Tritt das Gesetz in Kraft, erhält das südafrikanische Ministerium für Staatssicherheit weitreichende Möglichkeiten, Staatsinformationen als geheim zu klassifizieren. Investigativen Journalisten und ihren Informanten drohen demnach künftig Haftstrafen zwischen fünf und 25 Jahren. Kritiker fürchten dramatische Einschnitte für die Pressefreiheit in Südafrika und eine Zunahme der Korruption. weiterlesen…

ANC stellt Malema kalt

12. November 2011 – 08:52

Südafrikanischer Regierungspartei droht Machtkampf – auch Zukunft von Präsident Zuma ungewiss

In Südafrikas Zeitungen war er neben Präsident Jacob Zuma seit Jahren der Politiker, über den am meisten geschrieben wurde: Julius Malema, Präsident der einflussreichen Jugendliga des regierenden African National Congress (ANC), inszenierte sich mit populistischen Forderungen zum Anführer der verarmten, arbeitslosen Jugend des Landes – während er selbst skandalumwittert in Saus und Braus lebte. weiterlesen…

Schädel, Schuld und Schweigegeld

16. September 2011 – 15:48

Nach dem Interview lädt Vetaruhe Kandorozu, Bürgermeister von Okakarara, zum Mittagessen ein. Doch der Appetit ist längst vergangen. Zu grausam waren die Schilderungen der vergangen 50 Minuten.

Okakarara ist eine staubige 6000-Seelen-Gemeinde 300 Kilometer nördlich von Windhuk. Das Städtchen ist umgeben von riesigen Farmen, dahinter beginnt die Kalahari, eintönig, flach, endlos. An den Rändern der Hauptstraße von Okakarara verstecken sich improvisierte Imbissstände unter behelfsmäßig aufgespannten Planen vor der unerbittlichen Sonne. Ein paar Ziegen laufen über die Straße. Im Zentrum wartet die einzige Tankstelle weit und breit auf Kundschaft, doch die meisten Einheimischen fahren Eselkarren. Die Gegend wirkt friedlich.

Vor etwas mehr als hundert Jahren jedoch, als Namibia noch Deutsch-Südwestafrika hieß, fand hier ein Völkermord statt. weiterlesen…

Korruption und Nebelbomben

15. August 2011 – 22:16

Südafrika: Streik um Hungerlöhne. Skandal um ANC-Jugendliga-Präsident Malema

Südafrika ist das Land mit der weltweit größten Schere zwischen Arm und Reich, und dennoch könnten die Schlagzeilen, die derzeit das Land beherrschen, kaum widersprüchlicher sein. Während Hunderttausende Reinigungskräfte für existenzsichernde Mindestlöhne streiken, läßt sich Julius Malema, Präsident der ANC-Jugendliga (ANCYL) und selbsternanntes Sprachrohr der Armen, einen Bunker unter seine Villa bauen. weiterlesen…

Blaues Auge für den ANC

24. Mai 2011 – 13:05

Regierungspartei verliert vier Prozent, hält aber wichtige Metropolen

Zwelinzima Vavis „Albtraum“ ist nicht wahr geworden. Der Generalsekretär des südafrikanischen Gewerkschaftsbundes COSATU hatte vor den landesweiten Kommunalwahlen am vergangenen Mittwoch gewarnt, die gewerkschaftsfeindliche Oppositionspartei Democratic Alliance (DA) könnte wichtige Verwaltungen übernehmen – allen voran die Nelson Mandela Bay Metropole rund um die Industriestadt Port Elizabeth am Indischen Ozean. Seit dem Wochenende liegen die amtlichen Ergebnisse vor und die Regierungsallianz aus ANC, Kommunistischer Partei Südafrikas (SACP) und COSATU darf aufatmen. weiterlesen…

Pech und Schwefel

10. Mai 2011 – 12:44

Südafrikanischer Gewerkschaftsbund COSATU kritisiert regierenden ANC heftig – und bleibt ihm mangels Alternativen doch eng verbunden

Eigentlich war der Anlass traurig genug. Der African National Congress (ANC) hatte in New Brighton, einer Township der Millionenstadt Port Elizabeth, zu einer Gedenkveranstaltung für Solomon Mahlangu geladen. Mahlangu war als 19-Jähriger nach dem blutig niedergeschlagenen Schüleraufstand von Soweto 1976 in den Untergrund gegangen, um für die Befreiung seines Landes zu kämpfen. Drei Jahre später ließ das Apartheid-Regime ihn im Zentral-Gefängnis von Pretoria erhängen. Im freien Südafrika rückte seine Geschichte nun dennoch in den Hintergrund. weiterlesen…

Der Tod fährt mit

30. März 2011 – 16:28

Über Südafrikas Kriminalitätsstatistik wird viel berichtet. Eine andere tödliche Gefahr ist wesentlich realer: Straßenverkehr. Nun sollen Punkte helfen.

Jonathan Shapiro alias Zapiro, Südafrikas bekanntester Karikaturist, hat das Problem gewohnt treffend zu Papier gebracht. Neben einem Messer und einer Pistole ist in seiner Zeichnung ein niedlich wirkender, torkelnder Mann bei einem Auto zu sehen, den Schlüssel in der Hand. Zapiro illustriert die Rangliste der Mordwaffen in Südafrika – der erste Preis geht an den betrunkenen Herrn. weiterlesen…

Rassismus ist nicht tot

21. März 2011 – 17:14

Zum Tag der Menschenrechte entbrennt in Südafrika eine neue Rassen-Debatte um die Verteilung von Arbeitsplätzen

Seit 1994 ist der 21. März offizieller Feiertag in Südafrika – neben dem Tag der Jugend, der an die Opfer des Schüleraufstands von Soweto erinnert, der traurigste im Kalender des Landes. Tag der Menschenrechte haben sie ihn getauft, zu Ehren der 69 Demonstranten, die 1960 in Sharpeville im Kugelhagel der Polizei starben. Ihr Vergehen: Sie hatten ihre Pässe verbrannt, die Ordnungsinstrumente des Apartheidstaats, der Menschen nach Hautfarben zuschrieb, wo sie sich wann aufzuhalten hatten. Das Apartheid-Regime ist längst besiegt und doch diskutiert Südafrika wieder über Rassismus und Zwangsumsiedlungen. Das neue Druckmittel sind Arbeitsplätze. weiterlesen…

Zuma macht ernst bei der Arbeitsplatzschaffung

12. Februar 2011 – 14:13

Südafrikas Präsident stellt zur Parlamentseröffnung milliardenschweres Investitionsprogramm vor

Mit Frederik de Klerk, Thabo Mbeki und Kgalema Motlanthe waren gleich drei ehemalige südafrikanische Präsidenten im Saal, als ihr Nachfolger Jacob Zuma mit seiner Rede zur Lage der Nation am Donnerstagabend in Kapstadt das Parlamentsjahr 2011 eröffnete. Doch im Mittelpunkt stand zunächst einer, der nicht da war: Nelson Mandela. Zuma erinnerte an die Freilassung des Vaters der Nation aus 27-jähriger politischer Haft, die sich am gestrigen Freitag zum 21. Mal jährte. weiterlesen…

Die Party vor dem Sturm

10. Januar 2011 – 14:05

Zum 99. Geburtstag des ANC übt sich Südafrikas Regierungsallianz in Einigkeit – doch die Gräben sind tief und könnten 2011 noch weiter aufreißen

„Seid ihr bereit für Präsident Zuma?“, rief der DJ unterstützt von basslastigen Housebeats der Menge im Peter Mokaba Stadion zu. Mit 60 000 Anhängern feierte der südafrikanische ANC am vergangenen Samstag in ausgelassener Festivalstimmung seinen 99. Geburtstag. Und während sein Stellvertreter Kgalema Motlanthe in der WM-Arena zu Polokwane bereits fröhlich lächelnd auf der Bühne tanzte, lief Präsident Jacob Zuma noch eine Stadionrunde, um den jubelnden Massen zuzuwinken. weiterlesen…

Jahresrückblick 2010: Der Jubel ist verflogen

30. Dezember 2010 – 14:00

Sowohl die Fußball-WM als auch die Arbeit der Regierung Zuma haben Südafrika desillusioniert/ Gewerkschaften kämpfen für Wandel

Im Soccer-City Stadion von Soweto lief die 55. Minute. Siphiwe Tshabala hatte gerade einen klugen Pass seines Mittelfeld-Kollegen Kagisho Dikgacoi aufgenommen und mit links in den rechten Torwinkel gehämmert, da war um kurz vor 17 Uhr Ortszeit die erste Fußballweltmeisterschaft auf dem afrikanischen Kontinent nicht nur eröffnet sondern auch endgültig angekommen. Ausgerechnet Tshabala, der inzwischen 26-jährige Spielmacher seines in der einstigen Mega-Township ansässigen Heimatvereins Kaizer Chiefs, hatte sein Land endgültig in einen kollektiven Jubelrausch versetzt. weiterlesen…

COSATUs Angst vor der eigenen Courage

1. Dezember 2010 – 13:57

Südafrikanischer Gewerkschaftsbund kämpft zum 25. Geburtstag um Einfluss

„Ein Riese ist geboren worden und er will es mit allen Aufnehmen, die ihm im Kampf für Arbeiterrechte und Freiheit im Weg stehen.“ Am 1. Dezember 1985 feierte Cyril Ramaphosa auf der Gründungskonferenz mit seinem Geschichte gewordenen Ausruf den neu formierten Kongress südafrikanischer Gewerkschaften (COSATU). Feinde der neuen Macht, das war nicht nur dem damaligen Generalsekretär der Bergarbeiter-Gewerkschaft NUM klar, waren die Apartheid-Regierung und die weißen Unternehmer, die sich an der rassistisch unterdrückten, größtenteils schwarzen Arbeiterklasse bereicherten.  Die Zeiten haben sich geändert, doch der Riese hat noch immer viel zu tun. 25 Jahre später haben sich die Gegner jedoch geändert. weiterlesen…

Hoffnung zu Mandelas Geburtstag

18. Juli 2010 – 13:51

Die WM hinterlässt in Südafrika viele Schulden aber auch ein neues Nationalgefühl

Der lauteste Jubel-Sturm brach im Soccer-City-Stadion von Johannesburg am vergangenen Sonntag schon vorm Anpfiff des Fußball-Weltmeisterschafts-Finales aus. „Madiba, Madiba“ erschallte in Sprechchören als Nelson Rolihlahla Mandela in einem offenen Golfwagen eine Runde durch das Stadion drehte und den knapp 85000 Zuschauern zuwinkte. Was wohl kaum einer derer, die den Clan-Namen Mandelas riefen, wusste: Der Mann, der für die Befreiung Südafrikas vom Rassismus 27 Jahre im Gefängnis saß, war nicht ganz freiwillig da. Das behauptet zumindest sein Enkel Mandla Mandela, der dem Weltfußballverband FIFA vorwirft, großen Druck auf seinen Großvater ausgeübt zu haben. weiterlesen…

In Südafrika drohen Streiks zur WM

10. Juni 2010 – 13:46

Gewerkschaftsbund und regierender ANC streiten um Macht, Korruption und Strompreise

Ein schwerer Richtungsstreit erschüttert die südafrikanische Regierungsallianz und könnte zu Streiks während der am Freitag beginnenden Fußballweltmeisterschaft führen. Auslöser der politischen Krise ist der Versuch des regierenden African National Congress (ANC), ein Disziplinarverfahren gegen den Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes COSATU, Zwelinzima Vavi, einzuleiten. weiterlesen…

Welches Erbe bleibt nach den Spielen?

26. Mai 2010 – 12:48

Während die FIFA Profite macht, sehen Südafrikas Migranten der Zeit nach der WM mit gemischten Gefühlen entgegen

„Das ist einfach ein afrikanischer Traum“, sagt Stewart Gweri über die Fußballweltmeisterschaft, die demnächst auch in seiner Stadt, Port Elizabeth gastiert. Auch für die Migranten im Land? „Die WM kann ein Wendepunkt sein“, sagt der Simbabwer nach einer langen Denkpause, das Turnier mit seinen internationalen Gästen werde „einigen die Augen öffnen“. weiterlesen…

Hoffnung am Kap

15. Mai 2010 – 14:16

Südafrikas Redakteure und Verlage verteidigen ihre Pressefreiheit gegen Fifa-Regularien

Dass die Fifa die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an weitreichende Zusagen der Austragungsnationen knüpft, ist ein bekanntes Ãœbel. In Südafrika bekommen das gerade die Unternehmer zu spüren, die ihre Geschäfte im Umkreis der Stadien während der Spiele ruhen lassen müssen. Die traditionell unbeugsame Presse des Landes jedoch hat gegen die restriktiven Regularien der Fußball-Weltmacht angekämpft – und erste wichtige Erfolge erzielt. weiterlesen…