Auf Tour durch Namibia: Die Wüste blüht und ein Mann muss essen

1. Mai 2011 – 09:38

Seit gestern – und mindestens für die nächsten zwei Monate – toure ich durch Namibia, um für den Marco Polo Reiseführer Namibia (nicht Angola, wer hätte das gedacht…) zu recherchieren. Ich habe mir überlegt, euch sporadisch mitzunehmen. Dies ist keine Serien-Ankündigung, denn das klappt meist sowieso nicht, aber ich versuche ab sofort wieder etwas häufiger Lebenszeichen mit Reiseimpressionen zu kombinieren und hier einzustellen. Also los.

Tag 1: Südafrika – Keetmanshoop

Das Abenteuer begann mit der lustigsten Grenzabfertigung, die ich je erlebt habe. Zunächst habe ich die Ziffern in meinem Nummernschild etwas durcheinander gebracht und die südafrikanischen Polizisten so zu ungekanntem Misstrauen angestachelt. Eigentlich sollten die mir nur einen Wisch für die Grenzüberführung des Wagens aushändigen. Doch weil ich aus der Zahlenkombination 017 mal eben 607 gemacht habe (Ergebnis der offensichtlich nicht so tollen Eselsbrücke „Wie James Bond, nur einmal falsch“) wollten sie nun die Motoren-Kennziffer unterm öligen Staub freirubbeln und all meine Schandtaten aus dem Zentralregister fischen. Schlussendlich durfte meine unbescholtene bürgerliche Wenigkeit dann aber doch weiter zum Stempel-Mann gehen.

Der war kurz verwundert, dass ich meinen Laptop bei meiner ersten Einreise nicht deklarieren musste, meinte dann aber nur, ich solle den Jungs bei der Kontrolle einfach sagen, dass das so ok ist. Ich war mir nicht ganz sicher, ob das so klappen würde, habe es aber mal ausprobiert. Der Dialog verlief in etwa wie folgt: „Hast du nen Laptop?“(auf die Laptop-Tasche zeigend) – „Ja.“ – „Den musst du angeben.“ – „Der Herr drinnen meinte, ich soll sagen, das ist so ok.“ – „Ah, ok.“ So rockt Grenze. Danach interessierten sich die vier Herren nicht mehr so wirklich für den Kofferraum-Inhalt, wohl aber für das ganze Auto. Der eine fragte auch recht unverblümt, für wie viel ich es denn verkaufen würde, wenn ich denn die Absicht hätte.

An dieser Stelle ahnte ich noch nicht, dass genau da meine Chance lag, den Tag zu retten. Auf dem Weg von der Hotelrezeption zum Hotelparkplatz hat nämlich das Klackern aufgehört, das ich seit Tagen beim Schalten habe und das auch nach der eigentlichen Reparatur nicht wirklich weniger geworden war. Ohne Klackern gab es für mich nun allerdings gar keine Gänge mehr. So half nur noch die Schubkraft der vier Zimmer-Damen. Da die aber nicht alle mit durch ganz Namibia reisen wollen, kam heute Morgen ein Mechaniker. Für die Tapferkeit, mich wenigstens noch bis ans Ziel zu bringen, garantiere ich meinem Auto aber jetzt schon jede erdenkliche Hilfe. Gäbe es das hier, würde ich zur Belohnung mindestens einmal Super Plus tanken. Anscheinend ist eine Aufhängung kaputt. Am Sonntag geht da gar nichts. Weil der heutige Sonntag der Internationale Kampftag der Arbeiterklasse ist und die Namibier – genau wie die Südafrikaner – nicht viel davon halten, Marx und Gott an einem Tag abzufeiern, bleiben Montag auch alle Läden dicht – Kneipen natürlich ausgenommen. Am Dienstag soll es Heilung geben. Ich wage jetzt schon einmal die Prognose, dass dies der längste Aufenthalt in Keetmanshoop sein wird, den ich mir in meinem Leben gönnen werde. Dabei wartet der Ort durchaus mit Besonderheiten auf, zumindest im namibischen Vergleich. Hier treffen sich nämlich zwei geteerte Hauptstraßen. Ansonsten wehen Strohballen durch menschenverlassene Straßen. In der Nähe sind Fossilien, riesige Felskugeln und ein ganzer Wald von Köcherbäumen zu bestaunen. Deswegen bin ich auch eigentlich hier. Man bräuchte nur ein Auto, um die zwanzig Kilometer zu fahren…

Doch zurück an die Grenze. Nachdem ich mein Auto aufgrund zu großer zu bewältigender Strecken für unverkäuflich erklärt hatte, war die Debatte dort nämlich noch längst nicht vorbei. Die Jungs, die trotz Uniform eher die Ernsthaftigkeit meiner Fußballkollegen nach dem dritten Bier ausstrahlten, wollten nämlich auch noch wissen, wie lange ich schon in Südafrika bin und ob ich dann nicht auch ne Freundin hätte. Als sie darüber Bescheid wussten, haben sie mich gefragt, wie lange ich in Namibia bleibe und nun waren sie baff. Zwei Monate? Den Jungs schien der Fall klar, ich würde mir in Namibia eine Zweitfreundin suchen. „A man is a man and a man needs to eat”, bekam ich vielsagend mit auf den Weg. Es gibt wohl kaum einen zweiten Ort, an dem man diesen Spruch von Grenzbeamten hört.

Bevor ich die erste Lady zu Gesicht bekam, durfte ich mich allerdings zunächst an der gelb blühenden Wüste und an halbwilden Pferden auf endlosen Grasland-Flächen ergötzen. Dann hat mich allerdings doch noch das Fleisch einer Frau verzückt. Sie stand mitten im nichts in einem silbernen Blechhäuschen – Skillie’s Farm Stall genannt – und hat vorzügliches Kudu-Biltong verkauft. Von dem Trockenfleisch wollte ich mir sowieso noch einen Vorrat anlegen – nur falls mein Auto mal irgendwo liegen bliebe… Ein Mann muss schließlich essen.

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