Unglaubliches Nigeria – Seeing is believing

2. Juni 2011 – 12:41

Die Aussagekraft des Werbebanners rührte nicht nur von dessen Einsamkeit in der ansonsten kargen bis abstoßenden Visa-Stelle der nigerianischen Botschaft in Johannesburg. „Unbelievable Nigeria“ stand da über einem Foto von einer Herde Elefanten geschrieben – ergänzt von dem Slogan „Seeing is believing“. Ich hätte gerne geglaubt. Doch dafür bedarf es wohl eines Felles, dicker als die Haut der abgebildeten Tiere.

Die Deutsche Welle hatte in Kooperation mit der Deutschen Botschaft Abuja zum „Mediendialog Deutschland – Nigeria“ geladen und ich wäre natürlich liebend gern dabei gewesen, wenn ab dem 8. Juni mittels besseren Hintergrundwissens ein „Beitrag zu einem differenzierteren, realistischen Bild Nigerias in den deutschen Medien“ geleistet wird. Dazu wird es jedoch leider nicht kommen. Trotz Intervention der Deutschen Botschaft waren nämlich weder die freundliche Sachbearbeiterin in Windhuk, Namibia, noch die unfreundliche Sachbearbeiterin in Johannesburg, Südafrika, dazu bereit, mir bis dahin ein Visum zu erstellen. Erstere, weil sie sich für einen Menschen mit Wohnsitz in Südafrika auch dann nicht zuständig fühlt, wenn der darum bittet, in Johannesburg die zuständige Erlaubnis zur Ausstellung von den eigenen Kollegen einzuholen. Und Letztere recht offensichtlich deshalb, weil sie auch beim zweiten, demonstrativen Durchblättern meines Reisepasses darin keine – wie soll ich es sagen – Erlaubnisscheine vorfand. Was ihr an Willen beim Finden nach Lösungen abkam, glich die gute Dame aber in der Kreativität beim Ausdenken immer neuer Forderungen aus – Höhepunkt war die Kopie der Arbeitserlaubnis eines deutschen Botschaft-Mitarbeiters in Abuja.

Für mich enthielt die gesamte Übung neben unnötiger Fliegerei von Windhuk nach Johannesburg einen enormen Erkenntnisgewinn über zumindest einen Teilbereich des realistischen Nigeria-Bilds und darüber hinaus auch die neue Erfahrung, wie es sich anfühlt, wenn man von staatlichen Drangsalierungsmaschinen in die Mangel genommen wird. Seeing is believing…

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