Dresscode: Smart und Fußballtrikot – MIT VIDEO
29. Mai 2010 – 10:51Was den Deutschen ihre Fähnchen am Auto waren, ist den Südafrikanern im Vorfeld der ersten Fußballweltmeisterschaft im Land am Kap ihr Nationaltrikot. Jeden Freitag bieten vor allem die Innenstädte des Landes einen Anblick wie der Osterdeich vor Werder-Heimspielen – nur mit dem Unterschied, dass die Jerseys der heimischen Nationalmannschaft Bafana Bafana nur selten grün waren und auch aktuell gelb sind.Fußball wird im Ãœbrigen auch nicht gespielt. Der Grund für das Phänomen ist der Soccer Friday, eine landesweite Initiative, die die Südafrikaner dazu aufrief, ihre WM-Vorfreude und ihre Unterstützung für das heimische Team gut sichtbar auf der Brust zur Schau zu tragen. Die Resonanz ist überwältigend, selbst Präsident Jacob Zuma zeigte sich schon im Trikot und auch in Büros und Geschäften gehören die Fußball-Hemden inzwischen nahezu zum Pflicht-Dresscode.
Hinter der fröhlich-bunten Aktion, die auf die WM einstimmen soll, steckt aber noch ein weiterer wichtiger Gedanke: Die Südafrikaner sollen sich zu einer Einheit hinter ihrem Nationalteam zusammenschließen. In dem Land, das die gesellschaftlichen Grenzen und Differenzen, die das rassistische Apartheid-System hinterließ, noch längst nicht gänzlich überwunden hat, soll der Sport so seine versöhnende und vereinigende Wirkung entfalten. Es verwundert daher nicht, dass ein paar ewig-gestrige, weiße Splittergruppen ihre hellhäutigen Landsleute zum Boykott der WM aufriefen. Erfolg hatten sie aber nicht, Südafrikaner aller Hautfarben tragen die gleichen Shirts und unterstützen das gleiche Team. „Der Fußball ist rund wie die Welt“ würde man dazu in Deutschland wohl singen…
Erschienen am 29.5.2010.